Die „angenehmen“ und die „grausamen“ Planeten

Die 9 Planeten der Vedischen Astrologie können unterschiedlich klassifiziert werden. Eine erste große Einteilung besteht darin, die Planeten in „grausame“ Planeten und in „angenehme“ Planeten einzuteilen. Der Sanskrit-Begriff für „grausam“ bedeutet „kruura“, was aber auch als schrecklich, mühsam, hart, gemein, stressig oder anstrengend übersetzt werden könnte. Die Planeten dieser Gruppe sind Saturn, Mars, Sonne, Rahu, Ketu, der abnehmende Mond und Merkur, wenn er mit Saturn, Mars oder Sonne eine Konjunktion hat. Die „angenehmen“ Planeten sind Jupiter, Venus, der zunehmende Mond und Merkur, wenn er allein in einem Zeichen ist oder mit einem angenehmen Planeten eine Konjunktion hat. Der Begriff für „angenehm“ heißt in Sanskrit „saumhya“, was auch als freundlich, sanft oder lieblich übersetzt werden könnte.

Andere Vedische Astrologen bezeichnen diese beiden Gruppen als „Übeltäter“ und als „Wohltäter“. Ich schließe mich dieser Bezeichnung nicht an, denn diese Gruppierung anhand dieses Begriffes suggeriert, dass Übeltäter Schlechtes hervorbringen und Wohltäter nur Gutes. Dem ist aber nicht so, denn die Aufteilung in sanfte und grausame Grahas bedeutet, auf welche Weise sie etwas beeinflussen, aber nicht das Ergebnis ihres Einflusses. So kann z. B. die Venus, die die Ehefrau im Vedischen Horoskop eines Mannes repräsentiert, sehr wohl viel Leid für einen Mann verursachen, obwohl sie der Gruppe der „Wohltäter“ zugeordnet wird. Oder umgekehrt kann Mars, welcher der Gruppe der sog. „Übeltäter“ zugeordnet wird, auch Gutes hervorbringen, nur wird er bedingen, dass wir zuvor dafür mehr kämpfen müssen, um es zu erhalten. Das bedeutet, dass die Natur der Planeten, unterteilt in sanfte und grausame Planeten, nur beschreibt, wie etwas zu uns kommt, ob es leicht zu uns kommt oder ob Opfer notwendig sind, um dies erhalten zu können.

Worin können solche Opfer bestehen, die von den grausamen Planeten abverlangt werden? Mars wird Kämpfe erfordern oder Probleme verursachen, die zuvor gelöst werden müssen, Saturn wird verlangen, warten zu müssen oder etwas loslassen zu müssen oder ertragen zu müssen, die Sonne verlangt Opfer, dass man etwas von ihr erhält und der abnehmende Mond gibt auf der äußeren Ebene nur etwas, wenn wir auch etwas dafür loslassen und lässt uns darauf nicht aufbauen und Merkur als grausamer Graha (Planet) nimmt die Wirkungen des grausamen Planeten an, mit dem er in Konjunktion steht. Mond als angenehmer Planet, wenn er zunehmend ist, wird uns etwas geben, worauf wir aufbauen können, Jupiter bringt uns Zuwachs oder ein höheres Verstehen bzw. Freude und die Venus gibt Erholung oder Spaß und Merkur gibt uns auch wieder die Natur des Planeten, mit dem er als angenehmen Planeten eine Konjunktion hat. Das bedeutet, dass z. B. Jupiter, wenn er für ein Ereignis verantwortlich ist, egal ob gut oder schlecht, uns dennoch immer auch Hoffnung oder ein höheres Verständnis mitgibt, was aber nicht so wäre, wenn z. B. Saturn etwas Schlechtes gäbe, dann käme es mit Leid oder mit Trennungsschmerzen oder nur mit harter Arbeit. Wir müssen immer differenzieren und dann synthetisieren.

Wir müssen unterscheiden – kruura Grahas sind anstrengender, sie geben nicht einfach, sondern verlangen irgendwie Opfer, während sanfte Grahas, wenn sie etwas geben, uns keine Anstrengungen abverlangen, um dies erhalten zu können. Es ist sehr aufschlussreich, ein Horoskop danach zu analysieren, welche Lebensbereiche mehr durch angenehme oder durch grausame Planeten beeinflusst werden. Wir machen dazu 1 Beispiel.

Das ist das Horoskop von Otto von Bismarck war der erste Reichskanzler des Deutschen Reichs. Er ist Aszendent Löwe, so wird er sehr stark durch die Sonne repräsentiert, die im Widder steht. Diese Sonne wird durch einen grausamen (abnehmenden) Mond mit 44/60 Virupas („Punkte“) aspektiert, durch Mars mit 30/60, durch Jupiter mit 57/60 und durch Saturn mit 60/60. Damit haben wir zusammengezählt 133 Virupas Einflüsse von „grausamen“ Grahas und nur 57 Virupas Einflüsse durch sanfte Grahas. Das bedeutet nun nicht, dass er nicht erfolgreich war, weil er so stark durch „Übeltäter“ beeinflusst wird, sprich seine Sonne. Sondern es bedeutet, dass er eine „harte“ Persönlichkeit war, die trotzdem Gutes tun konnte. Aber auch wenn er Gutes tun wollte, so tat er dies mit einer harten oder stressigen Art, die für seine Mitmenschen sicherlich nicht einfach war. Dies sehen wir auch daran, dass sein 7. Haus primär durch grausame Planeten beeinflusst wird. So kann er zwar Beziehungen haben und durch diese auch Gutes erfahren, doch wie diese z. B. in sein Leben kommen, da werden Opfer nötig sein. Als Reichskanzler hatte er wenig zeit für seine Ehefrau, er sagte immer, dass seine Position dieses Opfer einfach erfordere. Wir sehen die Entsprechung auch daran, dass auch die Venus mit 137 Virupas durch grausame Planeten, aber nur mit 54 Virupas durch sanfte Planeten beeinflusst wird. Z. B. wird sowohl das 7. Haus als auch die Venus am meisten durch den Saturn beeinflusst, das bedeutet, dass er zwar eine gute langjährige Beziehung haben kann, doch wird diese von ihm auch viele Opfer in Form von Getrenntheit oder Alleinsein erfordern.