Von der Dunkelheit ins Licht oder von Maya (Illusion) zur Wahrheit (Sat)

In dem philosophischen Teil der Veden, den sog. „Upanishaden“, gibt es ein sehr bekanntes Mantra:

Aus dem Nichtseienden führe mich zum Seienden;

Aus der Finsternis führe mich zum Licht;

Aus dem Tod führe mich zur Unsterblichkeit

Om Friede, Friede, Friede

Ähnliches finden die Christen auch in der Bibel, wo es heißt in Johannes 8, 12:

„Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ (Joh 8,12)

In Jyotish, sprich die Vedische Astrologie, gilt ein gut gestellter Jupiter als der größte Segen. Warum ist das so? Weil Jupiter z. B. für Geld oder Glück steht und man dann viel davon erhält? Dies kann zwar u. U. ein gut gestellter Jupiter fördern, mehr materielles Wohlergehen und Glück im Leben haben zu können. Doch wo Jupiter seine größte positive Wirkung entfaltet ist, wenn wir durch seinen Einfluss mit der Kraft des Unterscheidungsvermögens ausgestattet werden. Unterscheiden zu können bedeutet, wahre Intelligenz zu besitzen. Intelligenz entstammt aus dem Lateinischen, dem Wort „intellegere“ und heißt übersetzt auch „wählen zwischen“. Aber zwischen was sollen wir richtig wählen bzw. unterscheiden können, um wirklich und dauerhaft glücklich sein zu können?

Apara-Vidhya und Para-Vidhya

Es gibt 2 Arten von Wissen, genannt „Vidhya“. Para-Vidhya steht für das transzendentale Wissen oder höheres Verstehen. Apara-Vidhya steht für das weltliche, niedrigere Wissen, was uns hilft, die materielle Existenz für weltliche Zwecke begreifen zu können. Die Planeten, die diese 2 Qualitäten von Vidhya repräsentieren, sind die Sonne für die ewige Wahrheit (Sat) und der Mond für die temporäre Wahrheit (Maya). Wenn wir demnach kein gutes Unterscheidungsvermögen haben, können wir die Ereignisse und Formen nicht aus einem richtigen Verständnis heraus sehen. Dadurch kommen wir zu falschen Schlußfolgerungen und asl weitere Folge daraus leiden wir. Besitzen wir dagegen ein gutes Unterscheidungsvermögen, was ein guter Jupiter repräsentiert, dann können wir die Welt in ihren Erscheinungen im wahren Lichte betrachten und dadurch nicht nur Frieden schließen mit dem, was uns im Leben passiert, sondern auch zur höchsten Glückseligkeit gelangen.

Ich möchte nun dazu ein Beispiel geben. Es ist uns Menschen mehrheitlich zueigen, dass wir versuchen, Erfüllung und das Glück (primär) in den Erscheinungsformen dieser Welt finden zu wollen (eine gute Beziehung, ein schönes Zuhause, eine gute Arbeit, ein toller Körper usw.). Dieses Bemühen um Befriedigung geht sogar soweit, dass wir dabei aber vergessen (haben), dass wir dort keine beständige und höchste Erfüllung finden können, denn diese Welt ist „Maya“, sie ist das , was „nicht“ wirklich ist, sie ist nur die Welt der temporären Erscheinung, sie verblendet und betört uns, weil hier diese Qualitäten nicht dauerhaft erlangt werden können. Man sucht Befriedigung dort, wo man sie nicht erhalten kann. Aber warum, eine gute Ehe könnte doch z. B. Befriedigung geben, möchte man nun einwenden. Das stimmt – aber wie wir alle wissen, können Partner sterben oder eine ehe zerbricht aus irgendwelchen Gründen etc. – was ist dann mit unserem Glück, mit dem, worauf wir gebaut haben?

Wahres Unterscheidungsvermögen beinhaltet deshalb auch verstehen zu können, was uns wirklich befriedigen kann. Im Wort „wirk-lich“ sehen wir schon die Antwort: es ist letztlich das „Licht, das wirkt“. Und wenn wir im wahren Lichte erkennen, dann wissen wir, dass wir auch das Licht sind, da wir Seele sind. Und ferner können wir dann auch erkennen, dass wir nur dadurch wirkliche Befriedigung finden können, wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf die Überseele richten, die Seele aller Seelen. Es gilt, einen Unterschied erkennen zu können. Dies ist entgegengesetzt der auch im esoterischen Lager weitverbreiteten Meinung, dass letztlich doch alles „eins“ sei. Wenn alles „eins“ ist, wozu wäre denn dann Unterscheidungsvermögen nötig, denn dieses soll uns doch helfen, den´Unterschied erkennen zu können, um auf dieser Basis die für uns richtigen Entscheidungen treffen zu können. Gäbe es aber keinen Unterschied, dann wäre es ja egal, was wir tun, denn alles wäre ja „eins“. Wir leben aber in einer Welt der Dualität, wo es aber sehr wohl einen Unterschied macht, ob wir rechtschaffen handeln oder nicht und so müssen wir differenzieren. Auch wenn alles aus der gleichen Quelle hervorgegangen ist, ist es aber nicht egal, wie wir handeln.

In der Welt, in der wir leben, werden wir viel geblendet und getäuscht, denn dies ist das Merkmal des Kali-Yugas. Auf der anderen Seite haben wir auf dieser Ebene hervorragende Möglichkeiten, Unterscheidungsvermögen (Jupiter) zu entwickeln, um dadurch uns, dem Licht, aber vor allem dem König aller Lichter, wieder näherkommen zu können. Und um durch das Labyrinth des Lebens erfolgreich navigieren zu können, um das Mysterium des Seins mehr verstehen zu können, wurde den Menschen „Jyotish“, die Wissenschaft vom Licht, zur hinabgereicht. Dadurch können wir nach und nach unseren Weg (zum Licht), basierend auf einem besseren Unterscheidungsvermögen, erkennen, und in unsere wahre Heimat (wieder) zurückkehren. Die Astrologie gilt dafür als Königsdisziplin, aber dies wäre ihre eigentliche Aufgabe.

Die Analyse der Kaste (Varna)

Varna ist ein Sanskritbegriff und bedeutet wörtlich „Farbe“, denn bis heute wird das indische Gesellschaftssystem in 4 Berufsstände eingeteilt, denen auch 4 verschiedene Farben zugeordnet werden. Diese 4 Hauptgruppen sind:

1. Die Brahmas: Priester, Lehrer u. Ratgeber – Farbe: weiß

2. Die Kshatriyas: Staatsmänner und Krieger – Farbe: rot

3. Die Vaishyas: Bauern, Kaufleute, Künstler – Farbe: gelb

4. Die Sudras: Handwerker, Arbeiter, Diener – Farbe: schwarz

In der zentralen Heiligen Schrift der Veden, der Bhagavadgita, sagt Krishna, dass es zwingende Voraussetzung ist, der eigenen Natur, sprich dem eigenen Dharma, zu folgen, um sich in Richtung Vollkommenheit zu entwickeln. Dazu gehört demnach, dass man seine berufliche Tätigkeit auch in Übereinstimmung mit der „Kaste“ ausübt, die der jeweilige Mensch naturgemäß hat. Ist Jemand gemäß seinem Vedischen Horoskop primär ein Kshatriya, dann sollte so ein Mensch zur Armee gehen, Polizist werden, in die Politik gehen o. ä. Oft gibt es auch Mischformen, d. h. dass nicht nur 1 Kaste dominant in der Persönlichkeit verankert ist; so kann Jemand z. B. ein Kshatriya und ein Sudra sind, dies wird dann eher ein dienender bzw. demütiger König sein. Aber ein besonderes Gewicht hat immer der sog. „Atmakaraka“, er ist der Planet, der die Eigenschaften der Seele beschreibt und hat gemäß dem Rishi Parashara das höchste Sagen im Vedischen Horoskop.

Zusätzlich gibt es aber eine ganz besondere Technik, um die naturbetonte Kaste des Menschen herausfinden zu können: der „Varnada Lagna“. Dieser spezielle Lagna wird berechnet aus dem Zeichen, das sich im Aszendenten befindet und dem Zeichen, das sich im Hora Lagna befindet. Die meisten Programme können den Varnada-Lagna kalkulieren und es gibt auch gratis Tools im Internet, falls Sie dies für sich ermitteln möchten; allerdings basieren diese meistens auf dem siderischen Tierkreis. Besser wäre es, den Varnada-Lagna basierend auf dem tropischen Tierkreis zu kalkulieren und die Fixsterne natürlich siderisch. Dies ist mit der Kala-Software möglich, die Sie auch über mich erwerben können. Mehr dazu auf der Webseite für meine Vedische-Astrologie-Schule.

Beispiele für die Ermittlung der dominanten Kaste

Es gibt in der Vedischen Astrologie mehrere Faktoren, die einen Hinweis auf die natürliche Kaste einer Person geben. Als wichtigster Faktor ist hier wie bereits erwähnt der Atmakaraka zu nennen. Die 7 sichtbaren Planeten werden dazu den 4 verschiedenen Kasten zugeordnet. Jupiter und Venus den Brahmanen, Merkur und Venus den Vaishyas, Mars und Sonne den Kshatriyas und der Saturn den Sudras. Auch die Zeichen, die sog. „Rasis“, werden einer der 4 Kasten zugeordnet; den Wasserzeichen Krebs, Skorpion und Fische die Brahmanen, den Luftzeichen Zwilling, Waage und Wassermann die Sudras, den Erdzeichen Stier, Jungfrau und Steinbock die Vaishyas und den Feuerzeichen Widder, Löwe und Schütze die Kshatriyas. Basierend auf dieser Zuordnung betrachtet man nun den Atmakaraka, das Zeichen, in dem sich dieser befindet, den Aszendenten und sein Zeichen bzw. etwaigen Planeten darin, den Herrscher des Aszendenten mit seiner Zeichenposition, und dann eben vor allem auch den Varnada-Lagna und die Zeichenposition des Herrschers desselben, die besonders wichtig ist. Hierzu nun ein paar Beispiele:

A. Donald Trump

Donald Trump hat als Atmakaraka den Mars, also ein Kshatriya. Er steht im Zeichen Löwe, das auch dieser Kaste zuzuordnen ist. Der Herrscher des Aszendenten ist demnach die Sonne, die im Zwilling ist, welcher den Sudras zuzuordnen ist. Mars im Aszendenten betont nochmals die Eigenschaft als Kshatriya. Der Varnada-Lagna ist, wie Sie der ganz rechten kleinen Tabelle entnehmen können, Schütze, also auch ein Kshatriya-Zeichen. Der Herrscher davon ist Jupiter, welcher im Luftzeichen Waage ist, ein Zeichen, das der Kaste der Sudras zugeordnet wird. Im Schützen, dem Varnada-Lagna, hat er außerdem den Mond, dieser ist den Vaishyas zuzuordnen. Dies ergibt damit eine sehr große Betonung der Kaste der Kshatriyas. Er ist demnach ein Führer, er will beschützen und ist bereits zu kämpfen. Wie gut er dies kann und wie gut die Ziele sind, für die er kämpft, das müsste noch durch eine andere Technik analysiert werden, dennoch kann man diese Eigenschaft, ein Kshatriya in seiner wahren Natur zu sein, sehr gut an Donald Trump erkennen und so ist anzunehmen, dass er bis zum Umfallen kämpfen wird, um die Wahlen gewinnen zu können.

B. Albrecht Dürer

Albrecht Dürer war ein deutscher Maler, Grafiker, Mathematiker und Kunsttheoretiker. Mit seinen Gemälden, Zeichnungen, Kupferstichen und Holzschnitten zählt er zu den herausragenden Vertretern der Renaissance. Er hat als Atmakaraka den Jupiter, das macht ihn zu einem Brahmanen. Doch dieser ist in der Jungfrau, dem Aszendenten, dessen Herrscher Merkur im Erdzeichen Stier ist, so wird nun die Kaste der Vaishyas mehr betont, vor allem auch deshalb, weil sich auch der Atmakaraka in diesem Zeichen befindet. Das Varnada-Rasi ist der Wassermann, ein Sudra-Rasi, der Herrscher Saturn steht im Zeichen Zwillinge, was zwar auch der Kaste der Sudras zugeordnet wird, doch ist der Saturn dort in Konjunktion mit Sonne, Venus und Mond, also 2 Vaishya-Planeten und 1 Kshatriya-Planeten, so ergibt dies eine starke Betonung der Kaste der Vaishyas. Dieser Kaste sind auch die Künstler zuzuordnen, eine Richtung, die Dürer zeitlebens verfolgte.

C. Srila Prabhupada („ISKCON-Gründer“)

Der Atmakaraka von Srila Prabhupada ist Jupiter, welcher der Kaste der Brahmanen zuzuordnen ist. Dieser ist im Löwen, einem Kshatriya-Zeichen. Im Aszendenten ist der Steinbock, ein Vaishya-Zeichen und der Herrscher, Saturn, ist im Brahmanen-Zeichen Skorpion. Der Varanada-Lagna ist der Widder, ein Kshatriya-Zeichen und der Herrscher Mars ist im Zwilling, einem Sudra-Zeichen zusammen mit dem Mond, der den Vaishyas zugeordnet werden muss. Dies ergibt eine Dominanz der Kshatriya- und Brahmanen-Kaste, er war auch ein Brahmane mit Autorität und da der Atmakaraka Jupiter ist, wird wohl der Brahmane in ihm noch stärker zum Ausdruck gekommen sein.

Es gäbe noch andere Vorgehensweisen, um die Kaste zu analysieren, z. B. in welchen Zeichen alle Planeten stehen, dann insbesondere das Mond- und Sonnenzeichen u. v. m., doch der Varnada-Lagna, insbesondere die Konstellation seines Herrschers und der Atmakaraka sind besonders wichtige Parameter dafür.

Die 5 Lebensstadien (Ashramas) eines Menschen

Das „Ashrama-System“ stellt eine wichtige Säule im Vedischen Leben dar. Hier wird das menschliche Leben in 5 Perioden eingeteilt. Diese 5 Stadien sind: 1. Bala-Ashrama (Kindsein, Schule), 2. Brahmacharya (Ausbildung), 3. Grihastha (Haushälter), 4. Vanaprastha (Phase des Rückzugs) und 5. Sannyasa (Entsagender). Andere sprechen von 4 Stadien und fassen die Nummer 1 und 2 zusammen. Diese Lebensstadien werden auch kombiniert mit den 4 Vedischen Lebenszielen (Purusartha) Dharma, Artha, Kama und Moksha. Demnach wäre es für die ideale Entwicklung eines Menschen so handzuhaben, dass die ersten beiden Phasen für Dharma und Moksha verwendet werden. Erst in den letzten Jahren des Brahmacharya, also ab 20, sollte dann das Streben nach materieller Sicherheit (Artha) hinzukommen. Als Haushälter sind dann alle 4 Lebensziele wichtig, aber in den letzten beiden Stadien des Lebens wieder nur noch Dharma und Moksha. Hierzu eine grafische Darstellung:

Die linke Säule in dieser Tabelle beschreibt das Lebensalter. Allerdings überschneiden sich diese Zeiträume auch oft und es gibt auch geringfügig abweichende Meinungen, wie lange z. B. die Phase eines Brahmacharya sein sollte etc. Ehe wir dieses Wissen in Verbindung mit der Vedischen Astrologie bringen, wollen wir dieser verschiedenen Lebensstadien noch etwas näher beschreiben.

Der 1. Ashrama: Bala-Ashrama:

Ashram als Kind und wenn wir in die Schule gehen

Der 2. Ashrama: „Brahmacharya“ oder Studentenpraktikum

Zeit der formalen Bildung, die bis zum Alter von etwa 25 Jahren dauert. Während dieser Zeit verlässt der Schüler sein Zuhause, um bei einem Guru zu sein und sowohl spirituelles als auch praktisches Wissen zu erwerben, das im Einklang mit Dharma stehen soll. Der Schüler hat zwei Aufgaben: die Fähigkeiten seines Lebens zu erlernen und sich ständig seinen Lehrern zu widmen. Während dieser Zeit heißt er Brahmachari, während er sich auf seinen zukünftigen Beruf sowie auf seine Familie und das soziale und religiöse Leben vorbereitet, das uns erwartet. In dieser Phase sollte man immer noch ein keusches Leben führen. Wenn man dienen möchte im Leben, dann ist dies der Brahmacharya-Ashram z. B. Gandhi.

Das 3. Ashrama: „Grihastha“ oder Familienstadium

Das wählen die Meisten (deswegen sagt der Rishi Parashara, dass das D 9 die „Ehe“ anzeigt). Dieses dritte Ashrama beginnt in der Ehe, wenn man die Verantwortung dafür übernehmen muss, seinen Lebensunterhalt zu verdienen und eine Familie zu ernähren. In diesem Stadium praktizieren Hindus zuerst Dharma, streben aber auch nach Reichtum oder materieller Befriedigung (artha) als Notwendigkeit und gönnen sich unter bestimmten definierten sozialen und kosmischen Normen sexuelles Vergnügen (kama). In dieser Phase existieren die stärksten sexuellen, emotionalen, beruflichen, materiellen und sozialen Bindungen. Hat man ein gutes Navamsa in dieser Zeit, wird man Sinn finden in seinem Ehe-Ashram. Diese Periode wird dem Alter 24 – 48 zugeordnet.

Das 4. Ashrama: „Vanaprastha“ oder die Rückzugsphase

Dieses Ashrama dauert bis zum Alter von etwa 50 Jahren. Nach Manus Gesetzen sollte ein Mensch, wenn die Haut faltig wird und sein Haar grau wird, sein Zuhause verlassen und in den Wald gehen. Viele Hindus sind jedoch so verliebt in das 3. Ashrama, dass die Grihastha-Stufe ein Leben lang dauert. Ab Ende 40 beginnt diese Phase und sie geht bis Anfang 70. In dieser Phase kann man beginnen, für andere Menschen als Ratgeber zu fungieren, da man die 3. Periode bereits durchlebt hat.

Das 5. Ashrama: „Sannyasa“ oder das wandernde asketische Stadium

Das Vanaprastha-Stadion war schon ein schrittweiser Rückzug, doch jetzt entsagt man dem materiellen Leben. Die Pflicht des Menschen als Familienoberhaupt endet: Er wurde Großvater, seine Kinder wuchsen auf und schufen ein Eigenleben. In diesem Alter sollte er alle körperlichen, materiellen und sexuellen Freuden aufgeben, sich aus seinem sozialen und beruflichen Leben zurückziehen und sein Zuhause für eine Hütte im Wald verlassen, wo er Zeit im Gebet verbringen kann. Diese Phase beginnt mit Anfang 70 und geht bis zum Lebensende.

Der 1. und 2. Ashrama werden den Planeten Mars, Saturn und Merkur zugeordnet, der 3. den Planeten Jupiter und Venus, dem 4. der Sonne und Mond und dem 5. den Planeten Rahu und Ketu.

Den Pfad, den Jemand erwählt, zeigt letztlich den Ashram an, in dem Jemand ist. Ein Ashram ist eigentlich die Gemeinschaft, in der man ist und die meisten Menschen wählen als Ashram die Ehe und führen so das Leben eines Haushälters bis zum Lebensende. Aber andere wählen den spirituellen Ashram und werden ein Entsagender oder ein Mönch und nicht erst in den späten Lebensjahren.

Sind wir im Bala-Ashram, hier gehen wir in die Schule und ist das Navamsa gut, dann glauben wir an diesen Ashram und finden unsere Antworten in unserer Kultur und wollen das Beste daraus machen. Und ist man unglücklich in der Schule gewesen, dann muss das Navamsa für diese Zeit schlechtes angezeigt haben.

Im Bramacharya-Ashram will man ein produktives Leben führen aber mehr in die Richtung, sich einem hohen Ideal anzunähern, das über das Genießen und Erzeugen von Nachkommen hinausgeht. Und dann kommt der Ashram als Haushälter, man heiratet und wenn man ein gutes Navamsa hat, dann findet man Sinn in der Ehe und in der Gesellschaft, ist das D 9 verletzt, dann wird man unpassend verheiratet oder man musste wegen Nachkommen heiraten etc.

Allein die Tatsache, dass wir Astrologie erlernen, zeigt an, dass es Verletzungen im Navamsa geben muss, denn in den westlichen Gesellschaften wird die Astrologie abgelehnt und wir suchen außerhalb unseres kulturellen Verständnisses nach Antworten. Aber das Ziel ist, dass wir unseren Ashram erwählen und darin Sinn finden, denn ansonsten verschwenden wir die Zeit und wandern ziellos umher.

Das Ziel des Navamsas ist es also, einen Fokus im Leben zu haben und sich einem Ashram anzuschließen. Und so wird unser Pfad schmaler, denn wir fokussieren uns dann. Hat man z. B. den Ehe-Ashram, dann kann man sich nicht mit anderen Frauen einlassen. Oder ist man im Ashram eines Bramacharya, der ist sehr, sehr eng, aber je enger ein Pfad ist, umso schneller entwickelt man sich. Und das Ziel eines Ashrams ist es immer, Wissen über das Selbst zu erhalten, denn auch dafür steht das 9. Haus. Und hat man z. B. den Ehe-Ashram gewählt und wird geschieden, dann fühlt man sich erst einmal verloren, denn nun ist man ohne Sinn unterwegs, zuvor drehte sich ja alles um die Ehe. Ein schlechtes Navamsa bedeutet also, dass man sich nicht verankert fühlt und unsicher mit dem fühlt, was man tut im Leben. Das Rasi ist der Pfad, aber das Navamsa verankert uns auf diesem.

So können wir die einzelnen Ashrams untersuchen. Bis zum Schulabschluss ist es der Bala-Ashram, hier sehen wir am Navamsa, wie sehr der Schüler dem Lernen hingegeben ist und Erfüllung darin findet. Dann sagen wir, dass Jemand auf die Hochschule gehen will, jetzt ist dies der Bramacharya-Ashram, dann kommt der Ehe-Ashram, man versucht mit seinem Partner das Beste aus dem Leben zu machen. Oder man entscheidet sich, der Welt zu entsagen, sich voll auf die spirituelle Entwicklung zu fokussieren. Doch wenn das Navamsa nicht stark ist, dann wandert man oft zwischen dem spirituellen Ashram und dem Ehe-Ashram hin und her und man fokussiert sich nicht, man kann sich also nicht auf dem jeweiligen Pfad verankern.

Beispiel: Der Ashram von Gandhi

Hier sehen wir das Navamsa von Mahatma Gandhi, dem großen indischen Freiheitskämpfer, der von 1869 – 1948 lebte. Im Zeichen Krebs hat er den so wichtigen 9. Hauspunkt, der anzeigt, wie wir „unseren Ashram“ finden. Er hat Saturn und Jupiter darin, das bedeutet, dass er im Leben eines Haushälters (Grihastha) und eines Brahmacharya (Dienen, Lernen, Zölibat) seinen Ashram finden wollte. Er war verheiratet und hatte mit seiner Frau 4 Kinder. Wenn man so will, dann lebte er gleichzeitig in diesen beiden Lebensstadien. Dies zeigte sich z. B. in der Form, dass er 1906 ein Keuschheitsgelübde ablegte und sehr streng mit der Disziplinierung von sich selbst gewesen ist. Rahu und Ketu beeinflussen aber auch das Zeichen Krebs. Diese beiden Planeten fördern den Ashrama der Entsagung und wie Sie hier sehen, steht die Venus zusammen mit Ketu im Skorpion, was bedeutet, dass er sich vom sexuellen Genuss früh lossagte im Leben. Dies steht im Zusammenhang damit, dass er sein Leben auch so ausrichten wollte, um Befreiung (Moksha) erlangen zu können, denn Krebs ist ein Wasserzeichen und wird diesem Lebensziel zugeordnet. So war sein „Ashram“ im Leben gemischt, denn er führte das Leben eines Haushälters, konnte aber darin trotzdem sein Bedürfnis der Entsagung (Sannyasa-Ashrama) leben.

Beispiel: Der Ashrama von Sant Kirpal Singh

Dies ist das Navamsa von einem der größten Mystiker des letzten Jahrhunderts aus Indien. Sant Kirpal Singh hat den Aszendenten, aber auch den so wichtigen 9. Hauspunkt im Wasserzeichen Skorpion, in dem auch ein starker Mars enthalten ist. Das Zeichen Skorpion wird außerdem aspektiert durch Ketu, Rahu, Jupiter und Venus. Sant Kirpal Singh heiratete und hatte Söhne, so spielte der Ashrama als Haushälter auch eine Rolle in seinem Leben (wir sehen, dass Jupiter und Venus den Skorpion aspektieren). Doch dann aspektieren auch die beiden Mondknoten, Rahu und Ketu, und dies zeigt den Ashrama eines „Sannaysi“ an. Und ja, er entsagte früh den materiellen Vergnügungen und Mars, der im Skorpion steht, betont auch noch den Ashrama als ein Brahmachari. Er diente seinem Guru und führte ein keusches Leben, da der Mars hier so stark im Skorpion die wichtigsten Komponenten beeinflusst, war dies sein „wichtigster“ Ashram. 1911, in der planetaren Hauptphase von Jupiter (Haushälter-Ashram), heiratete er auf Wunsch der Eltern.