In dem philosophischen Teil der Veden, den sog. „Upanishaden“, gibt es ein sehr bekanntes Mantra:
Aus dem Nichtseienden führe mich zum Seienden;
Aus der Finsternis führe mich zum Licht;
Aus dem Tod führe mich zur Unsterblichkeit
Om Friede, Friede, Friede
Ähnliches finden die Christen auch in der Bibel, wo es heißt in Johannes 8, 12:
„Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ (Joh 8,12)
In Jyotish, sprich die Vedische Astrologie, gilt ein gut gestellter Jupiter als der größte Segen. Warum ist das so? Weil Jupiter z. B. für Geld oder Glück steht und man dann viel davon erhält? Dies kann zwar u. U. ein gut gestellter Jupiter fördern, mehr materielles Wohlergehen und Glück im Leben haben zu können. Doch wo Jupiter seine größte positive Wirkung entfaltet ist, wenn wir durch seinen Einfluss mit der Kraft des Unterscheidungsvermögens ausgestattet werden. Unterscheiden zu können bedeutet, wahre Intelligenz zu besitzen. Intelligenz entstammt aus dem Lateinischen, dem Wort „intellegere“ und heißt übersetzt auch „wählen zwischen“. Aber zwischen was sollen wir richtig wählen bzw. unterscheiden können, um wirklich und dauerhaft glücklich sein zu können?
Apara-Vidhya und Para-Vidhya
Es gibt 2 Arten von Wissen, genannt „Vidhya“. Para-Vidhya steht für das transzendentale Wissen oder höheres Verstehen. Apara-Vidhya steht für das weltliche, niedrigere Wissen, was uns hilft, die materielle Existenz für weltliche Zwecke begreifen zu können. Die Planeten, die diese 2 Qualitäten von Vidhya repräsentieren, sind die Sonne für die ewige Wahrheit (Sat) und der Mond für die temporäre Wahrheit (Maya). Wenn wir demnach kein gutes Unterscheidungsvermögen haben, können wir die Ereignisse und Formen nicht aus einem richtigen Verständnis heraus sehen. Dadurch kommen wir zu falschen Schlußfolgerungen und asl weitere Folge daraus leiden wir. Besitzen wir dagegen ein gutes Unterscheidungsvermögen, was ein guter Jupiter repräsentiert, dann können wir die Welt in ihren Erscheinungen im wahren Lichte betrachten und dadurch nicht nur Frieden schließen mit dem, was uns im Leben passiert, sondern auch zur höchsten Glückseligkeit gelangen.
Ich möchte nun dazu ein Beispiel geben. Es ist uns Menschen mehrheitlich zueigen, dass wir versuchen, Erfüllung und das Glück (primär) in den Erscheinungsformen dieser Welt finden zu wollen (eine gute Beziehung, ein schönes Zuhause, eine gute Arbeit, ein toller Körper usw.). Dieses Bemühen um Befriedigung geht sogar soweit, dass wir dabei aber vergessen (haben), dass wir dort keine beständige und höchste Erfüllung finden können, denn diese Welt ist „Maya“, sie ist das , was „nicht“ wirklich ist, sie ist nur die Welt der temporären Erscheinung, sie verblendet und betört uns, weil hier diese Qualitäten nicht dauerhaft erlangt werden können. Man sucht Befriedigung dort, wo man sie nicht erhalten kann. Aber warum, eine gute Ehe könnte doch z. B. Befriedigung geben, möchte man nun einwenden. Das stimmt – aber wie wir alle wissen, können Partner sterben oder eine ehe zerbricht aus irgendwelchen Gründen etc. – was ist dann mit unserem Glück, mit dem, worauf wir gebaut haben?
Wahres Unterscheidungsvermögen beinhaltet deshalb auch verstehen zu können, was uns wirklich befriedigen kann. Im Wort „wirk-lich“ sehen wir schon die Antwort: es ist letztlich das „Licht, das wirkt“. Und wenn wir im wahren Lichte erkennen, dann wissen wir, dass wir auch das Licht sind, da wir Seele sind. Und ferner können wir dann auch erkennen, dass wir nur dadurch wirkliche Befriedigung finden können, wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf die Überseele richten, die Seele aller Seelen. Es gilt, einen Unterschied erkennen zu können. Dies ist entgegengesetzt der auch im esoterischen Lager weitverbreiteten Meinung, dass letztlich doch alles „eins“ sei. Wenn alles „eins“ ist, wozu wäre denn dann Unterscheidungsvermögen nötig, denn dieses soll uns doch helfen, den´Unterschied erkennen zu können, um auf dieser Basis die für uns richtigen Entscheidungen treffen zu können. Gäbe es aber keinen Unterschied, dann wäre es ja egal, was wir tun, denn alles wäre ja „eins“. Wir leben aber in einer Welt der Dualität, wo es aber sehr wohl einen Unterschied macht, ob wir rechtschaffen handeln oder nicht und so müssen wir differenzieren. Auch wenn alles aus der gleichen Quelle hervorgegangen ist, ist es aber nicht egal, wie wir handeln.
In der Welt, in der wir leben, werden wir viel geblendet und getäuscht, denn dies ist das Merkmal des Kali-Yugas. Auf der anderen Seite haben wir auf dieser Ebene hervorragende Möglichkeiten, Unterscheidungsvermögen (Jupiter) zu entwickeln, um dadurch uns, dem Licht, aber vor allem dem König aller Lichter, wieder näherkommen zu können. Und um durch das Labyrinth des Lebens erfolgreich navigieren zu können, um das Mysterium des Seins mehr verstehen zu können, wurde den Menschen „Jyotish“, die Wissenschaft vom Licht, zur hinabgereicht. Dadurch können wir nach und nach unseren Weg (zum Licht), basierend auf einem besseren Unterscheidungsvermögen, erkennen, und in unsere wahre Heimat (wieder) zurückkehren. Die Astrologie gilt dafür als Königsdisziplin, aber dies wäre ihre eigentliche Aufgabe.